Freitag, 13. April 2018

ES HEISST"DER FISCH" ABER "DIE FRAU" SPIELT SCHON EINE ROLLE IN DER BREMER FISCHGESCHICHTE

Wenn man an hanseatische Städte denkt ist der Gedanke an einen „FISCHMARKT“ gar nicht so fern.
® Hanseatisches Medienbüro
Man hört die Marktschreier die Fische anpreisen, sieht in Gedanken die Leute strömen und...halt...wo strömen die denn alle hin? Nach Hamburg...!? Tja der Fischmarkt in Hamburg ist legendär und in Bremen ist er derzeit „rudimentär“. Einmal in der Woche kommt in den Europahafen ein Fischkutter und verkauft direkt von Bord.
Na immerhin der Anfang ist wieder gemacht.

Damals hatte Bremen eine Fischverkäuferin, die als Original in die Geschichte eingegangen ist. Die Rede ist von Lucie Flechtmann, besser bekannt auch als Fisch- Luzie.
Bekannt war sie für ihr Boot, mit dem sie den Fischern entgegen fuhr. Jedem dem sie auf ihrem Kurs begegnete kaufte sie den kompletten Fang ab. Lust hatte sie nämlich keine zu warten, bis auch der letzte wieder im Hafen angekommen war. Selten entging ihr dabei auch nur eine „Fischgräte“.
Geliefert bekam sie den ganzen Fischkram übrigens auch bis in ihren „Laden“. Also auch bis an ihren Marktstand, der sich in Nähe der Baumwollbörse befunden habe.
Das geneigte Kundengespräch war ihr oft fern. Impulsiv, ließ sie die Kundinnen auch schon mal „Kontakt“ mit der „Ware“ aufnehmen. Schluß war damit noch nicht. Der Streit ging regelmäßig vor dem Richter weiter. Oftmals konnte der Richter auch noch was „lernen“.

Stichwort „lernen“. Manchmal kann man noch Menschen kennen“lernen“, die Geschichten von ihr erzählen können. Sie war sehr beliebt. Ihre Beerdigung auf dem Friedhof Buntentor war sehr gut besucht. Als der Sarg in die Erde gelassen wurde, war das Ende des Trauerzuges erst am Leibnizplatz.
Spuren von ihr gibt es heute noch. Die Rede ist vom Lucie Flechtmann Platz in der Neustadt.

Spuren hat die nächste Frau in der Bremer Fischgeschichte kaum hinterlassen. Es sei denn man hat ein gut sortiertes Kochbücherregal. Da gab es eine Frau Meyer, die zur Frau Holle wurde ohne das wir beginnen müssen mit „Es war einmal...“
Luise Meyer wird in Bremerhaven geboren. Der spätere Mann fürs Leben wird Hermann Gustav Holle. Durch glückliche Umstände fällt ihr das Kochbuch von Frau Henriette Davidis in die Hand. Sie beginnt es zu überarbeiten und fortan erscheint “Das Praktische Kochbuch“ unter dem Doppelnamen Henriette Davidis Holle, Besonders bekannt wurde Luise Holle für ihr Motto: „Hört meinen Rat! Esst mehr Salat!“. Darüber hinaus schrieb sie weitere Kochbücher wie z.B. 112 Rezepte zur Bereitung von Seefisch-Speisen Fischkochbuch der Hochseefischerei . Das ist in Geestemünde erschienen und man kann...wie viele ihrer anderen Bücher kann man es noch bekommen....Wenn man weiß wo man suchen muss.

Stichwort „suchen“. Ihre Spuren sind echt wenig geworden. Dabei git es keinen Grund dafür. Gehörte sie doch auch zu den „Worpswedern“ der „fast ersten Stunde“.
Möchte man sich den Wind um die Nase wehen lassen, den sie in ihren Kinder- und Jugendtagen gespürt haben mag, dann muss man nach Bremerhaven. Schlendert man durch die Stadt in Richtung der Geestemündung. Dann steht man unversehends vor einer kniehohen Mauer mit der Aufschrift „Wencke- Docks“. Eine Tafel unweit davon erteilt soweit Auskunft über die Geschichte der Werft, das man schon bald auch auf die Tochter des Werftbesitzers Nicolaus Diedrich Wencke kommt. Mehr zu ihr findet man gegenüber auf der anderen Uferseite im Morgenstern Museum. Läßt man den Blick links des Museums weiter das Ufer entlang schweifen, dann kommt man auf einen Gedenkstein. Der erinnert an die die F.D.SAGITTA. Das ist der Name des ersten auf einer deutschen Werft gebauten Fischkutters überhaupt. Bei der Werft handelt es sich um die Wencke Werft auf deren Gelände man dort steht. Die Taufpatin war eben jene, später als Landschaftsmalerin schnell bekamnnt gewordene Sophie Wencke.
Übrigens das Wort SAGITTA kommt aus dem lateinischen und bedeutet „Pfeil“. Der ist schnell. Genau so schnell wie das Schiff sich im Wasser verhalten hat, so schnell ist fast alles über „die Frau“ in der Bremer Fischgeschichte in Vergessenheit geraten, oder ;-)

Sonntag, 1. April 2018

„VERGESSENE GRÄTEN“- BREMER FISCH IN DER GESCHICHTE

Die Weser vom Peterswerder aus betrachtet
Denken wir an Lachs, so entsteht vor unseren Augen gerne das Bild eines rauschenden Stromes in Alaska, Kanada oder Norwegen...am besten in der Mitte noch ein Braunbär, der mit seiner Pranke nach einem Fisch schnappt?!
Kaum ertappen wir uns bei der Vorstellung an den Weserlachs zu denken, oder...? Ein hanseatisches „Fischstäbchen“ war dieser aber keines falls. Galt und gilt er auch noch heute als König der Fische.
So ist er man gerade „gut genug“ um das Wappen der ältesten Zunft in Bremen zu zieren. Schließlich genoss diese ein hohes Ansehen in der Stadt. Längst ahnen Sie es, geneigte Leserin und geneigter Leser... das war die Zunft der Fischer.

Allerdings musste man sich das ja auch einteilen. Das Dienstpersonal ließ sich, so wie wir es heute beschreiben würden eine frühe Form des „Mindestlohns“ vertraglich zusichern. Der Fischverzehr wurde auf zweimal die Woche reglementiert.

Der bekannte und heute „un“erkannte Bremer Reise- Autor Johann Georg Kohl schreibt einst in seinem Buch DER RATSWEINKELLER ZU BREMEN, das es für lange Zeit Tradition gewesen sei das der Kaiser den ersten im Februar gefangenen Flußlachs zugesandt bekommen habe.

Auch Friedrich der Große ließ sich zu folgendem „kaiserlichem Dank“ hinreißen. Er schrieb in der Angelegenheit am 28. April 1756 an den Senat: „Ehrenhafte, Hochgelehrte und Liebe! Wie es mir jedes Mal ein wahres Vergnügen ist, wenn ich die Versicherungen meiner Propension und besonderen Wohlwollens gegen Euch und der guten Stadt Brehmen wiederholen kann, so habe ich auch diejenigen nicht verabsäumen wollen, da Ihr ohnlängst Eure gegen mich hegende Attention in Uebersendung einiger dortiger Lachse zu wiederholten Malen marquiret habt, und Euch deshalb nicht nur gnädigst danken, sondern hauptsächlich versichern wollen, daß Mir alle Gelegenheiten besonders angenehmen sein sein werden, wenn ich Euch und der guten Stadt Brehmen wirkliche Merkmale Meines gegen Euch und dieselbe beständig hegenden Wohlwollens werde geben können.“

Zweifellos für heutige Maßstäbe, die oft nur 140 Zeichen zulassen, zu lang. Aber ist das nicht ein echter verschwurbelter kaiserlicher Dank? Übrigens nachlesen kann man das auch in dem Buch von Hanns Meyer mit dem Titel GASTLICHES BREMEN.

Während den Weserlachs nur ein „kleiner“ Kundenkreis im Auge hatte, wurden in einem Atemzug mit dem Bremer Kaffee und Tabak oft die Pricken oder sogeannte „Neunaugen“ genannt.
Oft waren sie eine Ehrengabe an kaiserliche Räte, Fürsten u.a. Personen aus den erlauchten Kreisen.

Der Handel mit den Pricken ging von Bremen aus bis Wien, Florenz, Rom...damit sind nur einige wichtige Städte genannt.
Der Senat erließ 1746 genaue Verordnungen, die sich mit der Güte, der Verpackung und dem Versand befassten.
Das es dem Senat wichtig war, sah man daran, das 100 Jahre später das ganze durch zwölf weitere Bestimmungen verschärft wurde.

Es gab sogar eine Societät der Neunaugenbrater. Die Mitglieder mussten beeidigt werden.
Hätte man die Möglichkeit durch das alte Bremen zu flanieren so könnte man an den Straßen Tiefer und Werderstraße Türschilder mit der Aufschrift beeidigter Neunaugenbrater sehen.
Heute ist dies nur durch einen „trockenen“ virtuellen Besuch in den Bremer Adressbüchern möglich.

Stellt man sich die Frage nach dem Verbleib der Pricken so ist die Antwort eine ganz einfache. Die Weserkorrektion veränderte nicht nur den Flusslauf, sondern sie „korrigierte“ auch den Bestand der Flora und Fauna im und am Fluss. 

Quellen:
Johann Georg Kohl DER RATSWEINKELLER ZU BREMEN 
Vero Verlag Gmbh & Co KG (29. Januar 2014) 
ISBN-10: 3956107640
ISBN-13: 978-3956107641 
Hanns Meyer GASTLICHES BREMEN
Hauschild Verlag 1959 
ASIN: B0000BLKQB