Freitag, 13. April 2018

ES HEISST"DER FISCH" ABER "DIE FRAU" SPIELT SCHON EINE ROLLE IN DER BREMER FISCHGESCHICHTE

Wenn man an hanseatische Städte denkt ist der Gedanke an einen „FISCHMARKT“ gar nicht so fern.
® Hanseatisches Medienbüro
Man hört die Marktschreier die Fische anpreisen, sieht in Gedanken die Leute strömen und...halt...wo strömen die denn alle hin? Nach Hamburg...!? Tja der Fischmarkt in Hamburg ist legendär und in Bremen ist er derzeit „rudimentär“. Einmal in der Woche kommt in den Europahafen ein Fischkutter und verkauft direkt von Bord.
Na immerhin der Anfang ist wieder gemacht.

Damals hatte Bremen eine Fischverkäuferin, die als Original in die Geschichte eingegangen ist. Die Rede ist von Lucie Flechtmann, besser bekannt auch als Fisch- Luzie.
Bekannt war sie für ihr Boot, mit dem sie den Fischern entgegen fuhr. Jedem dem sie auf ihrem Kurs begegnete kaufte sie den kompletten Fang ab. Lust hatte sie nämlich keine zu warten, bis auch der letzte wieder im Hafen angekommen war. Selten entging ihr dabei auch nur eine „Fischgräte“.
Geliefert bekam sie den ganzen Fischkram übrigens auch bis in ihren „Laden“. Also auch bis an ihren Marktstand, der sich in Nähe der Baumwollbörse befunden habe.
Das geneigte Kundengespräch war ihr oft fern. Impulsiv, ließ sie die Kundinnen auch schon mal „Kontakt“ mit der „Ware“ aufnehmen. Schluß war damit noch nicht. Der Streit ging regelmäßig vor dem Richter weiter. Oftmals konnte der Richter auch noch was „lernen“.

Stichwort „lernen“. Manchmal kann man noch Menschen kennen“lernen“, die Geschichten von ihr erzählen können. Sie war sehr beliebt. Ihre Beerdigung auf dem Friedhof Buntentor war sehr gut besucht. Als der Sarg in die Erde gelassen wurde, war das Ende des Trauerzuges erst am Leibnizplatz.
Spuren von ihr gibt es heute noch. Die Rede ist vom Lucie Flechtmann Platz in der Neustadt.

Spuren hat die nächste Frau in der Bremer Fischgeschichte kaum hinterlassen. Es sei denn man hat ein gut sortiertes Kochbücherregal. Da gab es eine Frau Meyer, die zur Frau Holle wurde ohne das wir beginnen müssen mit „Es war einmal...“
Luise Meyer wird in Bremerhaven geboren. Der spätere Mann fürs Leben wird Hermann Gustav Holle. Durch glückliche Umstände fällt ihr das Kochbuch von Frau Henriette Davidis in die Hand. Sie beginnt es zu überarbeiten und fortan erscheint “Das Praktische Kochbuch“ unter dem Doppelnamen Henriette Davidis Holle, Besonders bekannt wurde Luise Holle für ihr Motto: „Hört meinen Rat! Esst mehr Salat!“. Darüber hinaus schrieb sie weitere Kochbücher wie z.B. 112 Rezepte zur Bereitung von Seefisch-Speisen Fischkochbuch der Hochseefischerei . Das ist in Geestemünde erschienen und man kann...wie viele ihrer anderen Bücher kann man es noch bekommen....Wenn man weiß wo man suchen muss.

Stichwort „suchen“. Ihre Spuren sind echt wenig geworden. Dabei git es keinen Grund dafür. Gehörte sie doch auch zu den „Worpswedern“ der „fast ersten Stunde“.
Möchte man sich den Wind um die Nase wehen lassen, den sie in ihren Kinder- und Jugendtagen gespürt haben mag, dann muss man nach Bremerhaven. Schlendert man durch die Stadt in Richtung der Geestemündung. Dann steht man unversehends vor einer kniehohen Mauer mit der Aufschrift „Wencke- Docks“. Eine Tafel unweit davon erteilt soweit Auskunft über die Geschichte der Werft, das man schon bald auch auf die Tochter des Werftbesitzers Nicolaus Diedrich Wencke kommt. Mehr zu ihr findet man gegenüber auf der anderen Uferseite im Morgenstern Museum. Läßt man den Blick links des Museums weiter das Ufer entlang schweifen, dann kommt man auf einen Gedenkstein. Der erinnert an die die F.D.SAGITTA. Das ist der Name des ersten auf einer deutschen Werft gebauten Fischkutters überhaupt. Bei der Werft handelt es sich um die Wencke Werft auf deren Gelände man dort steht. Die Taufpatin war eben jene, später als Landschaftsmalerin schnell bekamnnt gewordene Sophie Wencke.
Übrigens das Wort SAGITTA kommt aus dem lateinischen und bedeutet „Pfeil“. Der ist schnell. Genau so schnell wie das Schiff sich im Wasser verhalten hat, so schnell ist fast alles über „die Frau“ in der Bremer Fischgeschichte in Vergessenheit geraten, oder ;-)

Sonntag, 1. April 2018

„VERGESSENE GRÄTEN“- BREMER FISCH IN DER GESCHICHTE

Die Weser vom Peterswerder aus betrachtet
Denken wir an Lachs, so entsteht vor unseren Augen gerne das Bild eines rauschenden Stromes in Alaska, Kanada oder Norwegen...am besten in der Mitte noch ein Braunbär, der mit seiner Pranke nach einem Fisch schnappt?!
Kaum ertappen wir uns bei der Vorstellung an den Weserlachs zu denken, oder...? Ein hanseatisches „Fischstäbchen“ war dieser aber keines falls. Galt und gilt er auch noch heute als König der Fische.
So ist er man gerade „gut genug“ um das Wappen der ältesten Zunft in Bremen zu zieren. Schließlich genoss diese ein hohes Ansehen in der Stadt. Längst ahnen Sie es, geneigte Leserin und geneigter Leser... das war die Zunft der Fischer.

Allerdings musste man sich das ja auch einteilen. Das Dienstpersonal ließ sich, so wie wir es heute beschreiben würden eine frühe Form des „Mindestlohns“ vertraglich zusichern. Der Fischverzehr wurde auf zweimal die Woche reglementiert.

Der bekannte und heute „un“erkannte Bremer Reise- Autor Johann Georg Kohl schreibt einst in seinem Buch DER RATSWEINKELLER ZU BREMEN, das es für lange Zeit Tradition gewesen sei das der Kaiser den ersten im Februar gefangenen Flußlachs zugesandt bekommen habe.

Auch Friedrich der Große ließ sich zu folgendem „kaiserlichem Dank“ hinreißen. Er schrieb in der Angelegenheit am 28. April 1756 an den Senat: „Ehrenhafte, Hochgelehrte und Liebe! Wie es mir jedes Mal ein wahres Vergnügen ist, wenn ich die Versicherungen meiner Propension und besonderen Wohlwollens gegen Euch und der guten Stadt Brehmen wiederholen kann, so habe ich auch diejenigen nicht verabsäumen wollen, da Ihr ohnlängst Eure gegen mich hegende Attention in Uebersendung einiger dortiger Lachse zu wiederholten Malen marquiret habt, und Euch deshalb nicht nur gnädigst danken, sondern hauptsächlich versichern wollen, daß Mir alle Gelegenheiten besonders angenehmen sein sein werden, wenn ich Euch und der guten Stadt Brehmen wirkliche Merkmale Meines gegen Euch und dieselbe beständig hegenden Wohlwollens werde geben können.“

Zweifellos für heutige Maßstäbe, die oft nur 140 Zeichen zulassen, zu lang. Aber ist das nicht ein echter verschwurbelter kaiserlicher Dank? Übrigens nachlesen kann man das auch in dem Buch von Hanns Meyer mit dem Titel GASTLICHES BREMEN.

Während den Weserlachs nur ein „kleiner“ Kundenkreis im Auge hatte, wurden in einem Atemzug mit dem Bremer Kaffee und Tabak oft die Pricken oder sogeannte „Neunaugen“ genannt.
Oft waren sie eine Ehrengabe an kaiserliche Räte, Fürsten u.a. Personen aus den erlauchten Kreisen.

Der Handel mit den Pricken ging von Bremen aus bis Wien, Florenz, Rom...damit sind nur einige wichtige Städte genannt.
Der Senat erließ 1746 genaue Verordnungen, die sich mit der Güte, der Verpackung und dem Versand befassten.
Das es dem Senat wichtig war, sah man daran, das 100 Jahre später das ganze durch zwölf weitere Bestimmungen verschärft wurde.

Es gab sogar eine Societät der Neunaugenbrater. Die Mitglieder mussten beeidigt werden.
Hätte man die Möglichkeit durch das alte Bremen zu flanieren so könnte man an den Straßen Tiefer und Werderstraße Türschilder mit der Aufschrift beeidigter Neunaugenbrater sehen.
Heute ist dies nur durch einen „trockenen“ virtuellen Besuch in den Bremer Adressbüchern möglich.

Stellt man sich die Frage nach dem Verbleib der Pricken so ist die Antwort eine ganz einfache. Die Weserkorrektion veränderte nicht nur den Flusslauf, sondern sie „korrigierte“ auch den Bestand der Flora und Fauna im und am Fluss. 

Quellen:
Johann Georg Kohl DER RATSWEINKELLER ZU BREMEN 
Vero Verlag Gmbh & Co KG (29. Januar 2014) 
ISBN-10: 3956107640
ISBN-13: 978-3956107641 
Hanns Meyer GASTLICHES BREMEN
Hauschild Verlag 1959 
ASIN: B0000BLKQB 

Freitag, 23. März 2018

SEINEN "PLATZ" IN BREMEN GEFUNDEN: BERNHARD TRAUTMANN

Gibt es das, eine Verbindung von der Premiere League aus England nach Bremen...genauer gesagt nach Gröpelingen ?
Ja, die gibt es. Über ihn kann man sie herstellen: Bernhard Trautmann. Jetzt hat er seinen „Platz“ in Bremen gefunden.

Fährt man stadtauswärts auf der Gröpelinger Heestraße, erscheint schon bald auf der rechten Seite ein Strassenschild mit den Namen „In den Barken“. Biegt man dort ab und fährt weiter geradeaus schließt sich die Lissaer Straße an und an deren Ende liegt „sein Platz“. Dort befindet sich auch das Vereinsheim des Vereins TURA BREMEN e.V.

Vereinzelt trifft man noch auf den ein oder anderen, der sich an Bernhard „Berni“ Trautmann erinnern kann. So sorgt er doch für Aufsehen als es ihm 1972, in seiner Funktion als Fußball- Nationaltrainer von Burma, gelang die Mannschaft zu einem Freundschaftsspiel nach Gröpelingen zu holen. Auf den Platz wo er einst als Steppke gespielt hat. Dabei war TURA nicht seine erste Station. Angefangen hat alles bei Blau Weiß.

Überlegen Sie schon die ganze Zeit, woher Sie den Namen kennen?
1956 beim Cup Finale in England, brach er sich als Torhüter während des Spiels das Genick. Auswechseln lassen hat er sich nicht, ganz im Gegenteil.
Jahrzehnte später fragt ihn ein Reporter in einem Interview für die Zeitschrift „11 Freunde“ ob es ihn ärgern würde immer nur wegen der Verletzung berühmt geworden zu sein und nicht wegen seiner sportlichen Leistungen.
Dieses bejahte Trautmann und setzte nach: „...ein wenig.“

Sicherlich mehr in Vergessenheit geraten ist, das Bert Trautmann 1956 der erste Deutsche war, der in England zum Fußballer des Jahres gewählt worden ist- als Torwart.
Gespielt hat er bei Manchester City. Noch heute findet man seinen Namen auf der vereinseigenen Homepage www.mancity.com.

Weitaus weniger findet man seinen Namen in der Bremer Sportgeschichte. Sein Leben bietet viel Stoff für Hanseatische Geschichte(n)...
So kam mir der Recherche Auftrag für den Vortrag „TURA, TRAUTMANN UND CO- EINE STIPPVISITE IN DER GRÖPELINGER SPORTGESCHICHTE“ ganz recht. Im Zuge meiner langjährigen Tätigkeit in der Geschäftsstelle von TURA BREMEN, habe ich Bernhard Trautmann noch persönlich kennenlernen dürfen.

Damit Bernhard Trautmann nicht so ganz in Vergessenheit gerät und man noch mal was von ihm „hört“, haben wir kürzlich eine HÖR CD produziert, die es nicht nur beim Hanseatischen Medienbüro zu beziehen gibt, sondern auch im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen, Beim Ohlenhof 10 im Bremer Westen.


Quellen:

Trautmanns Weg: Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball- Legende“ von Catrine Clay; Verlag Die Werkstatt Gmbh
ISBN-10: 3730700456 ; ISBN-13: 978-3730700457
www.mancity.com

Dienstag, 6. März 2018

"HÖRT MEINEN RAT ESST MEHR SALAT"- Ein internationales Kochbuch mit Bremer Wurzeln

Auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Vortragsthema, fiel mir ein Kochbuch in die Hand. Schon der Titel „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ erregte meine Aufmerksamkeit. Es handelte sich um die 32. Auflage des Buches. Das Erscheinungsjahr 1903. Eine weitere Zeile auf der Innenseite „Neu bearbeitet und herausgegeben von Louise Holle“ ließ mich aufhorchen. Die „Holle“ hatte ich schon mal...Im Zuge einer Recherche über bedeutende Frauen aus Bremerhaven. Die hieß nämlich eigentlich Frau Meyer und wurde ohne „Es war einmal“ zu Frau Holle. Frau Holle war übrigens eine erfolgreiche Kochbuchautorin, die in Vegesack den Hausfrauenverein gegründet hat.
Nun stellte sich die Frage nach dem anderen Namen auf dem Buch Davidis. Problemlos konnte ich mir einen Überblick über ihr Leben verschaffen. Mit „Jahrgang 1800“, „Pfarrerstochter“; „erfolgreichste Schriftstellerin Deutschlands“ und „...starb 1876“ hatte ich Eckpunkte gefunden, die interessant schienen.
In einer digitalisierten Ausgabe der „DAHEIM“ aus dem Jahre 1876 fand ich einen Nachruf und das bisher ausführlichste Lebensbild von ihr. Umgehauen hat mich, das sie tatsächlich von 1824- 1828 in Bremen gewohnt und gearbeitet hat. Offensichtlich war sie bei einer gut situierten Familie in der Bremer Innenstadt als Gouvernante und Köchin in Stellung. Wahrscheinlich daher auch ihre Kenntnis der Bremer Rezepte. Liest man sich in ihr Werk ein, dann ist es ihr immer wichtig darauf hinzuweisen, das sie alle Rezepte auch selbst „auserprobt“ habe. Kennzeichnend für sie ist es, das sie ihren beruflichen Weg konsequent weitergegangen ist. Sie war jedoch keine, Frauenrechtlerin im „klassischen Sinn“. Mehr so eine der leisen Töne. Sie forderte eine Unabhängigkeit der Frau vom Mann. Die Frau solle die Möglichkeit haben einen Beruf zu erlernen und auch außerhalb von Ehe und Familie ein respektiertes und anerkanntes Leben führen dürfen.
Abschließend kann man sagen, das es doch auch irgendwie eine „Hanseatische Geschichte“ ist.
Die Arbeiten zu diesem Vortrag sind inzwischen längst abgeschlossen und das „Ergebnis“ wird auch in wenigen Tagen auf einer HÖR CD erscheinen. 

Quellen:
Praktisches Kochbuch von Davidis- Holle“
 

Sonntag, 25. Februar 2018

"DER UNSAGBAR SCHLECHTE SCHÜLER"- RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER

Vor geraumer Zeit kam mir die Idee zu einer Reihe mit dem Titel HISTORISCHE NACHBARN. Diese erscheint in der Zeitschrift BOUQUET der DKV RESIDENZ an der Contrescarpe in Bremen. 
Nachbarn hat man heute wie "damals".  Heute kommt man "anders" ins Gespräch als früher. 
Schade ist, das man bei den "historischen" Nachbarn nicht mehr "Mäuschen" spielen kann. 
Gerade in dem Haus in der Ellhornstraße 19, wäre immer etwas los gewesen. Sowohl bei Familie Schröder als auch bei Familie Pauli, die vorher in dem Haus gewohnt hat. Aus der letzteren geht „der“ Gustav Pauli hervor...Genau der spätere Direktor der Bremer Kunsthalle. 

Rudolf Alexander Schröder wurde bereits von 4 Geschwistern „erwartet“. Vier weitere sollten nach ihm noch folgen.
Irgendwie klingt das alles, als wenn das sooo lange her sei? Nein! 
Na ja wie man es nimmt. Rudolf Alexander Schröder hätte im Januar 2018 seinen 140. Geburtstag feiern können.

In einer Biografie über ihn umschreibt Waldemar Augustiy, seine Schulzeit wie folgt: „..er besuchte das Alte Gymnasium zu Bremen, ohne sich als Schüler hervorzutun...“.
Er selbst sagt dazu folgendes: „...wie ich denn überhaupt ein hervorragend schlechter Schüler gewesen bin, wovon ich eigentlich noch einmal umfänglich Beichte ablegen werde zur Warnung und zum Trost derer, denen gleich mir auf der Schulbank wesenlich übleres geweissagt worden ist, als nachher wirklich eintrat.“
Neben ihm auf der Schulbank saß übrigens Heinrich Vogeler und Emil Waldmann.
Verfolgt man seine Biographie weiter, dann stellt man fest, das er seine Schullaufbahn mit Abitur beendet hat. Weitere Abschlüsse, wie z.B. den Abschluss seines Architekturstudiums findet man nicht. Ohne es überstrapazieren zu wollen, Schröder ist im Laufe seines Lebens oftmals zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. Meistens hat er auch „das“ Quentchen Glück gehabt, was man brauchte um Erfolg zu haben. Interessant wäre doch mal die Frage ob es denn etwas gibt, an was er, rückblickend, nicht gern erinnert worden ist? Ja! Das waren die Ergebnisse seiner, wie er es bezeichnet, „Münchener Flegeljahre“. Erste Gedichte strömten da aus seiner Feder, wie z.b. das der „Frau Roland“. Liest man im folgenden ein paar der sechs Strophen, dann kann man seine „ablehnende Haltung“ gegenüber seinem Frühwerk leichter verstehen.
Habt ihr Frau Roland schon gesehen,
des Abends auf der Straße gehen?
Ihr dürft das nicht versäumen.
Sie ist so hübsch und ist so chic
Ein wahres Schöpfungsmeisterstück
Und gut davon zu träumen.

Und ist sie auch drei Zentner schwer
Sie intrigiert das gar nicht sehr,
Die zwei zuvielen Zentner,
das bißchen überflüssige Fett,
Sie korrigiert`s mit `nem Korsett:

(...)

Ebenfalls leicht in Vergessenheit geraten ist, das der „historische Nachbar“ auch einst eine deutsche Nationalhmyne gedichtet hat.
Da klingt die letzte Strophe so:

Land der Liebe, Vaterland
Heilger Grund, auf den sich gründet,
was in Lieb und Lied verbündet
Herz mit Herzen, Hand mit Hand:
Frei wie wir dir angehören
und uns Dir zu eigen schwören,
Schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe Vaterland!“

Versehen mit der persönlichen Empfehlung des Bundespräsidenten Theodor Heuss, konnte diese sich jedoch nicht durchsetzen.
Damit man sich in Zukunft auch im Strassenbild noch etwas mehr an ihn erinnern Kann, trägt seit 1996 in Findorff eine Strasse seinen Namen. 


Quellen: 
Waldemar Augustiny:
"RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER- Tagenbaren und Weltbürger" 
erschienen im Verlag Heinrich Doll, Bremen ISBN 3-920245-46-6 

Mittwoch, 24. Januar 2018

GESTATTEN FRAU SMIDT..! - DIE FRAU HINTER BÜRGERMEISTER JOHANN SMIDT




Im Zuge der Recherche zu einem Vortrag über den Bremer Bürgermeister Johann Smidt, stieß ich auf Frau Smidt.
Zum bevorstehenden Internationalen Frauentag 2018, vielleicht ein ganz lohnenswertes Thema?
Ein klares JA. Nicht nur Bernhardine Schulze- Smidt, eine der zahlreichen Nachkommen der Smidts, liefert uns Einblicke in die Familiengeschichte, auch Wilhelm von Bippen, Archivar und Bremer Historiker, stellt uns die Familie vor.

Beide Autoren nähern sich dem Familienoberhaupt auf unterschiedliche Art und Weise an. Wie, das wäre Teil einer anderen „Hanseatischen Geschichte“.
Es fällt in beiden Werken leichter als gedacht, Johann Smidt „links liegen zu lassen“und statt dessen seine Frau zu beachten. An manchen Stellen hat man hat man fast den Eindruck als wenn Wilhelmine sich zwischen den Zeilen mit „Gestatten Frau Smidt“ bemerkbar machen möchte.

Laut von Bippen kommt sie aus „gutem Hause“. Ihr Vater war der Apotheker Konrad Rohde. Ihm gehörte die Sonnenapotheke in der Sögestraße. Diese wird er später, an den Apotheker Kind verkaufen. Der wiederum eine entscheidende Rolle bei der Überführung Gesche Gottfrieds spielen sollte. Aber auch das wäre Teil einer anderen „Hanseatischen Geschichte“
Also Wilhelmine Rohde war die zweite Tochter. Ganz gesichter ist es nicht, wie die beiden jungen Smidts sich kennengelernt haben. Vermutlich war aber Smidts bester Freund Heinrich Noltenius nicht ganz unschuldig daran, hatte er doch ein Auge auf die erste Tochter und somit die ältere Schwester von Wilhelmine geworfen. Auf der Hochzeitsfeier habe es „gefunkt“. Bei von Bippen klingt das so „ (…) als eben jetzt in seinen Weg ein junges Mädchen trat, das sein ganzes Herz gefangen nahm und in ihm alsbald den Wunsch einer dauernden Verbindung hervorrief.“
So folgten Verlobung und Vermählung baldmöglichst. Otto Gildemeister, der Frau Smidt noch persönlich kannte, zeigt sich der Überzeugung, das „(...) diese Ehe, ein häusliches Glück, (sei) ohne dessen erquickenden und beruhigenden Einfluß ihm die oft bewunderte Ausdauer auf seiner mühevollen Laufbahn vielleicht nicht zu Teil geworden wäre.“
Anhand des umfangreichen Briefwechsels der in beiden Werken zu grunde gelegt wird, kann man sich sehr gut ein Bild der Eheleute machen. Demnach hat sie ihn während seines Aufenthaltes auf dem Wiener Kongress und später zur Nationalversammlung nach Frankreich so oft es ging begleitet.
So hat sie sich zwischen den gekrönten Häuptern Europas gekonnt bewegt, im „Kugelhagel“ die Befreiung Bremens von der französichen Besetzung, in der „östlichen Vorstadt“ hautnah miterlebt und als perfekte Gastgeberin während der Frankfurter Zeit ihres Mannes sich auch bei Europas Diplomaten einen Namen gemacht.
Ein halbes Jahrhundert gehen sie Seite an Seite, bis sie die nachlassende Gesundheit an den Rollstuhl fesselte.

Eigentlich schade das nicht nur dieser Teil ihres Lebens sondern auch Wilhelmine selbst so in Vergessenheit geraten ist.











Quellen:

DER ALTE SMIDT- Bürgermeister Johann Smidt das Lebensbild eines Hanseaten
Ein Erinnerungsbuch von Bernhardine Schulze- Smidt; Bremen 1914 Verlag von Franz Leuwer
JOHANN SMIDT EIN HANSEATISCHER STAATSMANN von Wilhelm von Bippen 1921, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Berlin
Archiv des WESER KURIER

Samstag, 13. Januar 2018

MAL SO ZWISCHENDURCH...FUNDSTÜCK 107

Derzeit recherchiere ich gerade für eine Arbeit über den Bremer Staatsmann Johann Smidt. Zweifelsohne trifft das Adverb „groß“ auf ihn zu. Groß im Hinblick auf seine Verdienste um die Stadt Bremen und groß im Hinblick auf seine Streitbarkeit. Dazu sind zum einen das Bremische Jahrbuch Band 87 zu erwähnen, als auch ein Artikel von Aenne Templin aus dem Weser Kurier aus dem Jahr 2012.

Darum sollte es in meiner Recherche- Auftrag aber nicht gehen. Vielmehr bin ich auf der Suche nach Ungewöhnlichem. Was sich dahinter verbirgt, kann ich meistens erst sagen, wenn ich es gefunden habe.

Halbwegs zufrieden war ich mit den Ergebnissen aus dem Buch „DER GROSSE BÜRGERMEISTER- EIN GEDEKBUCH FÜR JOHANN SMIDT“. Schon besser war es mit dem Buch „JOHANN SMIDT 1773- 1857“. Überraschend wurde es bei der Biographie über ihn aus der Feder von Wilhelm von Bippen.

Auf Seite 46 befindlich lese ich gerade etwas über Smidt`s erzwungenen Aufenthalt in Frankfurt im Jahre 1795. Da findet er ein kleines Büchlein mit dem Titel „AN DIE XENIOPHOREN- EIN KLEINES MESSPRÄSENT.1797.“
Das ist sie...die "nichtssagende" Weser
Smidt gehörte demnach zu denen, die die XENIEN aus der Feder von Goethe und Schiller, mit Entrüstung gelesen hatten, statt sich am Witz des Werkes zu erfreuen.

Nun muss ich zugeben, das ich die XENIEN weder mit dem einen noch mit dem anderen Gefühl gelesen habe. Dank Internet kann man das flott nachholen. So kam es zu FUNDSTÜCK 107.

Äußern sich die beiden doch da über „unsere“ Weser wie folgt:

107. Weser.- Leider von mir ist gar nichst zu sagen, auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt, geb ich der Muse nicht Stoff.

So so...;-)



QUELLEN:

DER GROSSE BÜRGERMEISTER- Ein Gedenkbuch für Johann Smidt zu dessen 100. Todestag, 1957 CARL SCHÜNEMANN VERLAG
Schriften der Bremer Wissenschaftlichen Gesellschaft Reihe D: Abhandlungen und Vorträge Jahrgang 1, 1926 CARL SCHÜNEMANN VERLAG
BÜRGERMEISTER JOHANN SMIDT UND SEINE ZEIT 1773- 1857, Begleit- Material zur Ausstellung zum Gedächtnis seines 100. Todestages am 7. Mai 1957
Archiv des Weser Kurier

Mittwoch, 10. Januar 2018

ZWISCHENSTOPP BREMEN- VON EINEM „BLEI“SCHWEREN ERLEBNIS UND EINEM TREFFEN MIT HERRN L.

Zugegeben auf die Frage wer schon mal in Bremen einen Zwischenstopp eingelegt hat, können viele mit „Ja!“ antworten. Wie steht es denn mit prominenten Gästen?
Mario Puzo, Wilhelm Hauff, Max Schmeling, Zarah Leander ...ließe sich noch fortführen. Um die soll es aber nicht gehen.

Heute geht es um ein Geschwisterpaar. Er hatte ein „blei“schweres Erlebnis und sie ein Treffen mit einem Herrn L.

Aber der Reihe nach. Die Erinnerungen an den Norddeutschen Lloyd sind da, wenn man weiß wo man hingucken muss. Auf dem Foto links sieht man am rechten Bildrand eine rote Mauer. Dort kann man eine graue Tafel finden, die an ein Gebäude des Norddeutschen Lloyd erinnert. Schon aus der Ferne fiel es auf, nicht zuletzt wegen seinem markanten Turm. Im Volksmund hieß er „die Flasche“. 
 
Hier war „Er“. Aber hören wir mal rein.
In der Papenstrasse erscheint uns der Palast des Lloyd, mit
einer großartigen Tür geziert, wir treten ein und jetzt hat uns
das Schicksal. Ferenczi hat ein großes Bündel schmutziger Zettel bei sich, die auf der einen Seite schwarz und auf der
anderen grün sind, und in der Mitte ein Bild tragen wie von
einem Büffel oder anderen Thieren. Es sind Dollarscheine zu 10
oder 50. Mit ihnen bezahlt er den Rest unserer
Fahrkarten…Auch Post ist für mich da, eine Karte von Jung, der
am 19ten abends ankommen will, also schon da sein muß.
Wenige Minuten später erscheint er selbst, strahlend wie
immer.“

Sicherlich erahnen Sie wer hier seine Karten bezahlt hat? Kein geringerer als Sigmund Freud. Mit „Jung“- meint er Carl Gustav Jung einen bekannten Psychiater aus der Schweiz.

Die Zeit bis zur Abreise vertreibt sich die kleine Gruppe mit einem Bummel durch die Bremer Innenstadt. So landen sie auch u.a. im Bleikeller. In seinem Reisejournal beschreibt Freud den Keller so: „Ein Raum in dem vor 400 Jahren zufällig die Leiche eines vom Dach gestürzten Arbeiters beigesetzt und vergessen wurde.Viele Jahre später machte man die Entdeckung, dass sie nicht verwest sei, sondern sich vortrefflich erhalten habe durch eine Eintrocknung, die ein Bild wie eine Mumie ergibt“.

Anschließend kehren Freud und seine Begleiter im bekannten „Essighaus“- zum Mittagessen. Angetan durch die Mumien im Bleikeller wird Jung das Thema bei Tisch wieder anschneiden. Das aber ging Freud so auf die Nerven, das er ihn entnervt anfuhr: „Was haben sie denn mit diesen Leichen?“ Freuds Ärger steigerte sich und resultierte in einer Ohnmacht. Dieser Vorfall wird in der Literatur für viel Diskussion sorgen.

Für weitaus weniger Aufsehen sorgte später das Eintreffen von Freuds Schwester Anna in Bremen. Sie reiste mit ihren vier Kindern.

Unser Schiff war der „Kaiser Wilhelm der Große“, vom Norddeutschen Lloyd. Wir hatten zwei Luxuskabinen und waren herrlich untergebracht. (…) Vor der Landung wurde verlautbart, daß die Passagiere um sechs Uhr bereit sein müßten. Ich kleidete meine Schar schon um fünf Uhr früh an. Allein, kurz vor Bremerhaven setzte ein starker Nebel ein, so daß sich die Ankunft um mehrere Stunden verzögerte. (…) Bei Ankunft um zwölf Uhr holte uns ein Herr mit einer weißen Nelke ab. Das war das Erkennungszeichen, das mit einem Geschäftsfreund meines Mannes ausgemacht war. Herr L. nahm die Kinder in Obhut, während ich wegen des Gepäcks noch am Dock bleiben mußte. (…) Im Hotel traf ich Herrn L. bei den Kindern. Wir waren bei ihm zu Tisch geladen. Er wohnte in einem richtigen norddeutschen Haus mit einem prächtigen Garten. (…) Die große Hansestadt, mit ihren Schutzgräben, alten Denkmälern, neuem Rathaus und dem berühmten Ratskeller, (…) gab mir neue interessante Eindrücke. Abends war ich von dem alten Herrn L., der Senator in Bremen war, zu einem Festgelage eingeladen. (…) Die drei Tage in Bremen, gerade zu Beginn des Frühlings, waren als erste Etappe unvergeßlich“.

Quellen:
Sigmund Freud: Gesammelte Werke Bd. 8;
ISBN 978-3-10-022709-6
Anna Freud- Bernay: Eine Wienerin in New York – Die Erinnerungen der Schwester Sigmund Freuds, erschienen im Aufbau Verlag
ISBN 3-351-02566-1
Taz, 17.10.2003, Ausgabe 7184 aus dem Artikel „Was haben Sie denn mit diesen Leichen?“ von Dirk Strobel



Dienstag, 2. Januar 2018

HAT OPEL SPUREN IN BREMEN HINTERLASSEN- GEHT DA WAS?
Ja und da geht heute immr noch was!

Nach dem Lesen der Überschrift ist man eher geneigt sich an Borgward oder Mercedes zu erinnern, aber Opel?

Schaut man in der Automobil- Geschichte zurück, dann stößt man schon früh auf das Bestreben die Autos immer noch schneller machen zu wollen. Die Frage war stets: Wie stellt man das am besten an?

Im Falle Opel findet man in dem Buch mit dem Titel „Deutsche Automobile“ erschienen im Unipart Verlag in Stuttgart, einen Hinweis auf ein „rasantes“ Projekt.

Im Jahre 1927 bekam OPEL Post von einem gewissen Max Valier. Er bat Fritz Opel um finanzielle Unterstützung für ein gewagtes Unterfangen. Der Herr Valier war Enthusiast für jegliche Form des Raketenantriebs. Fritz Opel, selbst Flugzeug- Narr, war neugierig und lud Herrn Valier nach Rüsselsheim ein.
Das Ergebnis: Man wollte gemeinsam ein von Raketen angetriebenes Auto bauen.

Flott war aber klar: aus Kostengründen konnte man keine speziellen Raketen für den Autoantrieb entwickeln.
Mit anderen Worten: man mußte nehmen was da war.

Am brauchbarsten schien dabei das Angebot der Herrn Friedrich Sander aus Wesermünde. Laut seinem Wikipedia Eintrag war er ein Pyrotechnischer Ingenieur. Im Jahre 1909 zieht er nach Bremerhaven, wo er zunächst in vielen Bereichen tätig war. Seit 1920 darf er sich Besitzer der Firma H.G. Cordes nennen. Dieser Herr Cordes war Büchsenmachermeister und als Erfinder der Walfangkanone in die Geschichte eingegangen. Erfolgreich war aber auch der Herr Sander geworden. Seine von ihm entwickelten Seenotraketen gehörten zur Standard- Ausrüstung auf den Schiffen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Auf genau diese Raketen hatten es Valier und Opel abgesehen. Zur Freude aller beteiligten stand auch der Herr Sander dem Projekt positiv gegenüber.

Endgültig losgehen solle es 1928. Per Laster traf die explosive Fracht in Rüsselheim ein. Der Plan sah vor das Chassis eines Rennwagens für den Unterbau zu verwenden. Dies wurde aber nicht zeitg fertig und so musste man zwangsläufig einen normalen Wagen nehmen. Ausgestattet mit zwei Raketen, hatte der Opel- Ingenieur Kurt Volkhard das zweifelhafte Vergnügen am Steuer des „Raketen- Autos“ zu sitzen. Bei stehendem Auto wurden die Raketen von einem mutigen Mitarbeiter gezündet. Mühevoll bewegte sich der Wagen 150 m innerhalb von 30 sek.

Die Ernüchterung stand den Sander, Valier und Opel ins Gesicht geschrieben. Mit Kritik überzogen, versuchte man es schon eine Studne später wieder. Diesmal zündete man die Raketen erst als das Auto die Geschwindigkeit von 32 km/ h erricht hatte. Das Ergebnis war aussagekräftiger: 75 km/h.

Fritz Opel war so zufrieden, das der Konstruktion eines speziellen „Raketenwagens“ nun nichts mehr im Wege stand. Man taufte ihn RAK. Der erste Typ verfügte über 12 Sander Raketen. Diese wurden elektronisch gezündet, wenn das Gaspedal des Wagens gedrückt wurde. Trotz „winziger Probleme“- es zündeten nur sieben der zwölf Raketen- schnellte die Tacho- Nadel bis 96 Km/ h hoch. Ein weiterer Test folgte auf der AVUS in Berlin. Mit Fritz Opel am Steuer brachte es RAK 2 mit 24 Raketen im „Hinterteil“ auf 225 km/h. Ein Test mit RAK 3 sollte noch folgen...bei 289 km/h verunglückte der Wagen. Wie gut das man sich entschieden hatte, diesen Test „ fahrerlos“ durchzuführen.
Auch wenn Fritz Opel diese Tests eine enorme Publicity eingebracht hatten, stellte er nach dem mißlungenen Test eines raketengetriebenen Flugzeugs, bei dem er selbst am Steuerknüppel saß, seine Bemühungen um die Entwicklung eines Raketenantriebs ein.

Gibt es noch heute „sichtbare“ Spuren von Opel in Bremen? Na klar. Wo denn? Wenn man Halt macht in der Konsul Smidt. Str. 26 im Zentrum für Automobilkultur und Mobilität im Schuppen Eins in der Überseestadt. Dort ist der „Senior“ unter den Exponaten übrigens ein OPEL. Weitere Infos gibt es unter www.schuppeneins.com


Quellen: 
"Deutsche Automobile" erschienen im UNIPART VERLAG STUTTGART,, ISBN 3 8122 0184 4