Freitag, 23. März 2018

SEINEN "PLATZ" IN BREMEN GEFUNDEN: BERNHARD TRAUTMANN

Gibt es das, eine Verbindung von der Premiere League aus England nach Bremen...genauer gesagt nach Gröpelingen ?
Ja, die gibt es. Über ihn kann man sie herstellen: Bernhard Trautmann. Jetzt hat er seinen „Platz“ in Bremen gefunden.

Fährt man stadtauswärts auf der Gröpelinger Heestraße, erscheint schon bald auf der rechten Seite ein Strassenschild mit den Namen „In den Barken“. Biegt man dort ab und fährt weiter geradeaus schließt sich die Lissaer Straße an und an deren Ende liegt „sein Platz“. Dort befindet sich auch das Vereinsheim des Vereins TURA BREMEN e.V.

Vereinzelt trifft man noch auf den ein oder anderen, der sich an Bernhard „Berni“ Trautmann erinnern kann. So sorgt er doch für Aufsehen als es ihm 1972, in seiner Funktion als Fußball- Nationaltrainer von Burma, gelang die Mannschaft zu einem Freundschaftsspiel nach Gröpelingen zu holen. Auf den Platz wo er einst als Steppke gespielt hat. Dabei war TURA nicht seine erste Station. Angefangen hat alles bei Blau Weiß.

Überlegen Sie schon die ganze Zeit, woher Sie den Namen kennen?
1956 beim Cup Finale in England, brach er sich als Torhüter während des Spiels das Genick. Auswechseln lassen hat er sich nicht, ganz im Gegenteil.
Jahrzehnte später fragt ihn ein Reporter in einem Interview für die Zeitschrift „11 Freunde“ ob es ihn ärgern würde immer nur wegen der Verletzung berühmt geworden zu sein und nicht wegen seiner sportlichen Leistungen.
Dieses bejahte Trautmann und setzte nach: „...ein wenig.“

Sicherlich mehr in Vergessenheit geraten ist, das Bert Trautmann 1956 der erste Deutsche war, der in England zum Fußballer des Jahres gewählt worden ist- als Torwart.
Gespielt hat er bei Manchester City. Noch heute findet man seinen Namen auf der vereinseigenen Homepage www.mancity.com.

Weitaus weniger findet man seinen Namen in der Bremer Sportgeschichte. Sein Leben bietet viel Stoff für Hanseatische Geschichte(n)...
So kam mir der Recherche Auftrag für den Vortrag „TURA, TRAUTMANN UND CO- EINE STIPPVISITE IN DER GRÖPELINGER SPORTGESCHICHTE“ ganz recht. Im Zuge meiner langjährigen Tätigkeit in der Geschäftsstelle von TURA BREMEN, habe ich Bernhard Trautmann noch persönlich kennenlernen dürfen.

Damit Bernhard Trautmann nicht so ganz in Vergessenheit gerät und man noch mal was von ihm „hört“, haben wir kürzlich eine HÖR CD produziert, die es nicht nur beim Hanseatischen Medienbüro zu beziehen gibt, sondern auch im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen, Beim Ohlenhof 10 im Bremer Westen.


Quellen:

Trautmanns Weg: Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball- Legende“ von Catrine Clay; Verlag Die Werkstatt Gmbh
ISBN-10: 3730700456 ; ISBN-13: 978-3730700457
www.mancity.com

Dienstag, 6. März 2018

"HÖRT MEINEN RAT ESST MEHR SALAT"- Ein internationales Kochbuch mit Bremer Wurzeln

Auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Vortragsthema, fiel mir ein Kochbuch in die Hand. Schon der Titel „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ erregte meine Aufmerksamkeit. Es handelte sich um die 32. Auflage des Buches. Das Erscheinungsjahr 1903. Eine weitere Zeile auf der Innenseite „Neu bearbeitet und herausgegeben von Louise Holle“ ließ mich aufhorchen. Die „Holle“ hatte ich schon mal...Im Zuge einer Recherche über bedeutende Frauen aus Bremerhaven. Die hieß nämlich eigentlich Frau Meyer und wurde ohne „Es war einmal“ zu Frau Holle. Frau Holle war übrigens eine erfolgreiche Kochbuchautorin, die in Vegesack den Hausfrauenverein gegründet hat.
Nun stellte sich die Frage nach dem anderen Namen auf dem Buch Davidis. Problemlos konnte ich mir einen Überblick über ihr Leben verschaffen. Mit „Jahrgang 1800“, „Pfarrerstochter“; „erfolgreichste Schriftstellerin Deutschlands“ und „...starb 1876“ hatte ich Eckpunkte gefunden, die interessant schienen.
In einer digitalisierten Ausgabe der „DAHEIM“ aus dem Jahre 1876 fand ich einen Nachruf und das bisher ausführlichste Lebensbild von ihr. Umgehauen hat mich, das sie tatsächlich von 1824- 1828 in Bremen gewohnt und gearbeitet hat. Offensichtlich war sie bei einer gut situierten Familie in der Bremer Innenstadt als Gouvernante und Köchin in Stellung. Wahrscheinlich daher auch ihre Kenntnis der Bremer Rezepte. Liest man sich in ihr Werk ein, dann ist es ihr immer wichtig darauf hinzuweisen, das sie alle Rezepte auch selbst „auserprobt“ habe. Kennzeichnend für sie ist es, das sie ihren beruflichen Weg konsequent weitergegangen ist. Sie war jedoch keine, Frauenrechtlerin im „klassischen Sinn“. Mehr so eine der leisen Töne. Sie forderte eine Unabhängigkeit der Frau vom Mann. Die Frau solle die Möglichkeit haben einen Beruf zu erlernen und auch außerhalb von Ehe und Familie ein respektiertes und anerkanntes Leben führen dürfen.
Abschließend kann man sagen, das es doch auch irgendwie eine „Hanseatische Geschichte“ ist.
Die Arbeiten zu diesem Vortrag sind inzwischen längst abgeschlossen und das „Ergebnis“ wird auch in wenigen Tagen auf einer HÖR CD erscheinen. 

Quellen:
Praktisches Kochbuch von Davidis- Holle“
 

Sonntag, 25. Februar 2018

"DER UNSAGBAR SCHLECHTE SCHÜLER"- RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER

Vor geraumer Zeit kam mir die Idee zu einer Reihe mit dem Titel HISTORISCHE NACHBARN. Diese erscheint in der Zeitschrift BOUQUET der DKV RESIDENZ an der Contrescarpe in Bremen. 
Nachbarn hat man heute wie "damals".  Heute kommt man "anders" ins Gespräch als früher. 
Schade ist, das man bei den "historischen" Nachbarn nicht mehr "Mäuschen" spielen kann. 
Gerade in dem Haus in der Ellhornstraße 19, wäre immer etwas los gewesen. Sowohl bei Familie Schröder als auch bei Familie Pauli, die vorher in dem Haus gewohnt hat. Aus der letzteren geht „der“ Gustav Pauli hervor...Genau der spätere Direktor der Bremer Kunsthalle. 

Rudolf Alexander Schröder wurde bereits von 4 Geschwistern „erwartet“. Vier weitere sollten nach ihm noch folgen.
Irgendwie klingt das alles, als wenn das sooo lange her sei? Nein! 
Na ja wie man es nimmt. Rudolf Alexander Schröder hätte im Januar 2018 seinen 140. Geburtstag feiern können.

In einer Biografie über ihn umschreibt Waldemar Augustiy, seine Schulzeit wie folgt: „..er besuchte das Alte Gymnasium zu Bremen, ohne sich als Schüler hervorzutun...“.
Er selbst sagt dazu folgendes: „...wie ich denn überhaupt ein hervorragend schlechter Schüler gewesen bin, wovon ich eigentlich noch einmal umfänglich Beichte ablegen werde zur Warnung und zum Trost derer, denen gleich mir auf der Schulbank wesenlich übleres geweissagt worden ist, als nachher wirklich eintrat.“
Neben ihm auf der Schulbank saß übrigens Heinrich Vogeler und Emil Waldmann.
Verfolgt man seine Biographie weiter, dann stellt man fest, das er seine Schullaufbahn mit Abitur beendet hat. Weitere Abschlüsse, wie z.B. den Abschluss seines Architekturstudiums findet man nicht. Ohne es überstrapazieren zu wollen, Schröder ist im Laufe seines Lebens oftmals zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. Meistens hat er auch „das“ Quentchen Glück gehabt, was man brauchte um Erfolg zu haben. Interessant wäre doch mal die Frage ob es denn etwas gibt, an was er, rückblickend, nicht gern erinnert worden ist? Ja! Das waren die Ergebnisse seiner, wie er es bezeichnet, „Münchener Flegeljahre“. Erste Gedichte strömten da aus seiner Feder, wie z.b. das der „Frau Roland“. Liest man im folgenden ein paar der sechs Strophen, dann kann man seine „ablehnende Haltung“ gegenüber seinem Frühwerk leichter verstehen.
Habt ihr Frau Roland schon gesehen,
des Abends auf der Straße gehen?
Ihr dürft das nicht versäumen.
Sie ist so hübsch und ist so chic
Ein wahres Schöpfungsmeisterstück
Und gut davon zu träumen.

Und ist sie auch drei Zentner schwer
Sie intrigiert das gar nicht sehr,
Die zwei zuvielen Zentner,
das bißchen überflüssige Fett,
Sie korrigiert`s mit `nem Korsett:

(...)

Ebenfalls leicht in Vergessenheit geraten ist, das der „historische Nachbar“ auch einst eine deutsche Nationalhmyne gedichtet hat.
Da klingt die letzte Strophe so:

Land der Liebe, Vaterland
Heilger Grund, auf den sich gründet,
was in Lieb und Lied verbündet
Herz mit Herzen, Hand mit Hand:
Frei wie wir dir angehören
und uns Dir zu eigen schwören,
Schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe Vaterland!“

Versehen mit der persönlichen Empfehlung des Bundespräsidenten Theodor Heuss, konnte diese sich jedoch nicht durchsetzen.
Damit man sich in Zukunft auch im Strassenbild noch etwas mehr an ihn erinnern Kann, trägt seit 1996 in Findorff eine Strasse seinen Namen. 


Quellen: 
Waldemar Augustiny:
"RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER- Tagenbaren und Weltbürger" 
erschienen im Verlag Heinrich Doll, Bremen ISBN 3-920245-46-6 

Mittwoch, 24. Januar 2018

GESTATTEN FRAU SMIDT..! - DIE FRAU HINTER BÜRGERMEISTER JOHANN SMIDT




Im Zuge der Recherche zu einem Vortrag über den Bremer Bürgermeister Johann Smidt, stieß ich auf Frau Smidt.
Zum bevorstehenden Internationalen Frauentag 2018, vielleicht ein ganz lohnenswertes Thema?
Ein klares JA. Nicht nur Bernhardine Schulze- Smidt, eine der zahlreichen Nachkommen der Smidts, liefert uns Einblicke in die Familiengeschichte, auch Wilhelm von Bippen, Archivar und Bremer Historiker, stellt uns die Familie vor.

Beide Autoren nähern sich dem Familienoberhaupt auf unterschiedliche Art und Weise an. Wie, das wäre Teil einer anderen „Hanseatischen Geschichte“.
Es fällt in beiden Werken leichter als gedacht, Johann Smidt „links liegen zu lassen“und statt dessen seine Frau zu beachten. An manchen Stellen hat man hat man fast den Eindruck als wenn Wilhelmine sich zwischen den Zeilen mit „Gestatten Frau Smidt“ bemerkbar machen möchte.

Laut von Bippen kommt sie aus „gutem Hause“. Ihr Vater war der Apotheker Konrad Rohde. Ihm gehörte die Sonnenapotheke in der Sögestraße. Diese wird er später, an den Apotheker Kind verkaufen. Der wiederum eine entscheidende Rolle bei der Überführung Gesche Gottfrieds spielen sollte. Aber auch das wäre Teil einer anderen „Hanseatischen Geschichte“
Also Wilhelmine Rohde war die zweite Tochter. Ganz gesichter ist es nicht, wie die beiden jungen Smidts sich kennengelernt haben. Vermutlich war aber Smidts bester Freund Heinrich Noltenius nicht ganz unschuldig daran, hatte er doch ein Auge auf die erste Tochter und somit die ältere Schwester von Wilhelmine geworfen. Auf der Hochzeitsfeier habe es „gefunkt“. Bei von Bippen klingt das so „ (…) als eben jetzt in seinen Weg ein junges Mädchen trat, das sein ganzes Herz gefangen nahm und in ihm alsbald den Wunsch einer dauernden Verbindung hervorrief.“
So folgten Verlobung und Vermählung baldmöglichst. Otto Gildemeister, der Frau Smidt noch persönlich kannte, zeigt sich der Überzeugung, das „(...) diese Ehe, ein häusliches Glück, (sei) ohne dessen erquickenden und beruhigenden Einfluß ihm die oft bewunderte Ausdauer auf seiner mühevollen Laufbahn vielleicht nicht zu Teil geworden wäre.“
Anhand des umfangreichen Briefwechsels der in beiden Werken zu grunde gelegt wird, kann man sich sehr gut ein Bild der Eheleute machen. Demnach hat sie ihn während seines Aufenthaltes auf dem Wiener Kongress und später zur Nationalversammlung nach Frankreich so oft es ging begleitet.
So hat sie sich zwischen den gekrönten Häuptern Europas gekonnt bewegt, im „Kugelhagel“ die Befreiung Bremens von der französichen Besetzung, in der „östlichen Vorstadt“ hautnah miterlebt und als perfekte Gastgeberin während der Frankfurter Zeit ihres Mannes sich auch bei Europas Diplomaten einen Namen gemacht.
Ein halbes Jahrhundert gehen sie Seite an Seite, bis sie die nachlassende Gesundheit an den Rollstuhl fesselte.

Eigentlich schade das nicht nur dieser Teil ihres Lebens sondern auch Wilhelmine selbst so in Vergessenheit geraten ist.











Quellen:

DER ALTE SMIDT- Bürgermeister Johann Smidt das Lebensbild eines Hanseaten
Ein Erinnerungsbuch von Bernhardine Schulze- Smidt; Bremen 1914 Verlag von Franz Leuwer
JOHANN SMIDT EIN HANSEATISCHER STAATSMANN von Wilhelm von Bippen 1921, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Berlin
Archiv des WESER KURIER

Samstag, 13. Januar 2018

MAL SO ZWISCHENDURCH...FUNDSTÜCK 107

Derzeit recherchiere ich gerade für eine Arbeit über den Bremer Staatsmann Johann Smidt. Zweifelsohne trifft das Adverb „groß“ auf ihn zu. Groß im Hinblick auf seine Verdienste um die Stadt Bremen und groß im Hinblick auf seine Streitbarkeit. Dazu sind zum einen das Bremische Jahrbuch Band 87 zu erwähnen, als auch ein Artikel von Aenne Templin aus dem Weser Kurier aus dem Jahr 2012.

Darum sollte es in meiner Recherche- Auftrag aber nicht gehen. Vielmehr bin ich auf der Suche nach Ungewöhnlichem. Was sich dahinter verbirgt, kann ich meistens erst sagen, wenn ich es gefunden habe.

Halbwegs zufrieden war ich mit den Ergebnissen aus dem Buch „DER GROSSE BÜRGERMEISTER- EIN GEDEKBUCH FÜR JOHANN SMIDT“. Schon besser war es mit dem Buch „JOHANN SMIDT 1773- 1857“. Überraschend wurde es bei der Biographie über ihn aus der Feder von Wilhelm von Bippen.

Auf Seite 46 befindlich lese ich gerade etwas über Smidt`s erzwungenen Aufenthalt in Frankfurt im Jahre 1795. Da findet er ein kleines Büchlein mit dem Titel „AN DIE XENIOPHOREN- EIN KLEINES MESSPRÄSENT.1797.“
Das ist sie...die "nichtssagende" Weser
Smidt gehörte demnach zu denen, die die XENIEN aus der Feder von Goethe und Schiller, mit Entrüstung gelesen hatten, statt sich am Witz des Werkes zu erfreuen.

Nun muss ich zugeben, das ich die XENIEN weder mit dem einen noch mit dem anderen Gefühl gelesen habe. Dank Internet kann man das flott nachholen. So kam es zu FUNDSTÜCK 107.

Äußern sich die beiden doch da über „unsere“ Weser wie folgt:

107. Weser.- Leider von mir ist gar nichst zu sagen, auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt, geb ich der Muse nicht Stoff.

So so...;-)



QUELLEN:

DER GROSSE BÜRGERMEISTER- Ein Gedenkbuch für Johann Smidt zu dessen 100. Todestag, 1957 CARL SCHÜNEMANN VERLAG
Schriften der Bremer Wissenschaftlichen Gesellschaft Reihe D: Abhandlungen und Vorträge Jahrgang 1, 1926 CARL SCHÜNEMANN VERLAG
BÜRGERMEISTER JOHANN SMIDT UND SEINE ZEIT 1773- 1857, Begleit- Material zur Ausstellung zum Gedächtnis seines 100. Todestages am 7. Mai 1957
Archiv des Weser Kurier